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Seekajak-Ausrüstungsstandards: SaU vs. DKV!? (keine Antworten)

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Ahoi!

Ich möchte hier die Diskussion zum Thread von Franz He „Neues Boot: DKV- wie SaU-gerecht“ (ab 11.1.18) aufgreifen, aber hierfür einen eigenen Thread eröffnen, da im ursprünglich Thread die Diskussion sich allzu sehr auf „Rettungshalteleinen“ fokussiert hat.

Immer mal wieder taucht bei der Frage nach dem „richtigen Seekajak“ der Wunsch auf zu wissen, was ein solches Kajak auszeichnet und wie die Salzwasserunion e.V. (SaU) dazu steht (=> „SaU-Standard“) und wie der DKV (=> „DKV-Standard“)!? Ein solcher „Standard“ kann dabei zwei Fragen gleichzeitig beantworten:

  1. Zum einen die Frage, wie mein Seekajak ausgerüstet sein sollte, damit ich an einem Küsten-Ausbildungskurs der SaU bzw. des DKV teilnehmen kann (=> „Ausrüstungs-Standard“)?
  2. Und zum anderen die Frage zu wissen, auf was alles ich beim Kauf eines seetüchtigen Seekajaks mindestens zu achten habe? (=> „Ausrüstungs-Empfehlung“)?

Ich fange mal an mit dem:

„SaU-Standard“

[www.salzwasserunion.de] > S.1

Die SaU bringt hierzu eine tabellarischen Übersicht „Ausrüstung: Kajak“. Sie spricht selber nicht von einem „Standard“ oder einer „Norm“, sondern vielmehr recht vorbildhaft von „muss / empfohlen / auch möglich / abzuraten“. Ich möchte hier den Schwerpunkt überwiegend auf die „SaU-Empfehlung“ legen, die - was in der SaU-Tabelle nicht ausdrücklich betont wird – Seekajaks aus GFK- bzw. PE betreffen, die überwiegend bei Küstentouren eingesetzt werden (sog. „Tourer“). Dabei sind die von mir „fett“ gesetzten Ausrüstungsteile m.E. von zentraler Wichtigkeit sind. Sie könnten folglich in einen „Ausrüstungs-Standard“ mit aufgenommen werden. Eine solche Übersicht kann natürlich nicht den Anspruch auf Vollständigkeit erfüllen. Wenn meiner Meinung nach jedoch ein die Seetüchtigkeit bestimmendes oder förderndes Ausrüstungsteil fehlt, trage ich das als empfehlende „Ergänzung“ nach:

----------- Ausrüstung: Kajak (SaU) --------------------------------------------------------------

Kajak Rumpf:
SaU-Empfehlung:
„Bug und Heck gegen das Cockpit geschottet und von oben zugänglich als Packräume";
"4-Hatch-Design";
„muss: leicht gerade auslaufend“;
„muss: luvgierig“.
Ergänzung U.B.:
Seekajak-Längenempfehlung: 450 cm bis 550 cm, max. 580 cm;
Seekajak-Breitenempfehlung: 51 cm bis 60 cm.
• Auf Maß eingebaute Bugschottwand. (s. Cockpitlayout)
• Es fehlt eine Fußnote, in der erläutert wird, warum ein Seekajak „luvgierig“ sein muss.
• Die Priorität für das „Handschuhfach“ (vor dem Süllrand) (beim 4-Hatch-Design) ist aus Gründen des Komforts verständlich (=> schneller Zugriff persönlicher Dinge), nicht aber aus Sicherheitsgründen (=> ein solches Fach verhindert den Einbau einer fest eingebauten Handlenzpumpe, welche in Sachen Zuverlässigkeit und Effizienz nicht zu übertreffen ist).

Spantriss (Hauptspant):
SaU-Empfehlung:
„U-Spant oder abgeflachter Rundspant, vorn und achtern V-Spant“;
„auch möglich: Knickspant“;
„muss: ausreichende Anfangsstabilität“.

Lateralplan:
SaU-Empfehlung:
„mäßiger Kielsprung“;
„muss: ausreichende Manövrierbarkeit“.

Decklayout (Rigging):
SaU-Empfehlung:
„beidseits vorn und achtern angebrachte Halteleinen, mind. 6 mm“;
„Toggles“;
„Fixiermöglichkeit für Paddel und Pumpe“;
„Klebereflektoren“;
„muss: Haltemöglichkeiten für Reservepaddel und Karten“.
Ergänzung U.B.:
Die Bug- und Heck-Rettungshalteleine sollte stramm sitzen, was die Anbringung mehrerer Haltepunkte (Fittings) (Abstand: 30 cm bis 40 cm) erforderlich macht.
muss: Rettungshalteleinen unter 6 mm Durchmesser sollten mit Hilfe von Schläuchen „entschärft“ werden!
Bug-Toggle sollte frei schwingend befestigt werden;
Kartenhalteelastikleinen, 2, möglichst 3 mit mind. 6 mm Durchmesser, um zu verhindern, dass die Seekarte von Wind & Welle von Deck gespült werden kann. Sollte die Seekarte auf der Spritzdecke befestigt sein, darf sie nicht den Wiedereinstieg nach einer Kenterung behindern.
abzuraten: „Rundumleinen“;
abzuraten: Gepäcknetz auf Kartendeck.

Cockpitlayout:
SaU-Empfehlung:
„Sitz, Schenkelstützen und Fußrasten/-platte verstellbar, Lordosenstütze (integriert oder Gurt)“;
„abzuraten: Rückenlehne, Sitzpolster“;
„auch möglich: vorderes Schott auf Maß eingebaut“.
Ergänzung U.B.:
• Die Schenkelstützen sollten verstellbar sein;
• Sitzpolster sind okay, sofern sie fest verklebt sind.
Ein Rückengurt ist so zu befestigen, dass er sich beim Wiedereinstieg nach einer Kenterung nicht verdrehen kann.

Süllrand (Cockpitform):
SaU-Empfehlung:
„„Keyhole-Cockpit“ mit Hintern zuerst Einstieg“;
Ergänzung U.B.:
• Der Hinweis auf das „Keyholecockpit“ ist „very british“. Es reicht, wenn – genügend Sitzhalt vorausgesetzt - die Sitzluke so lang ist – aber nicht länger-, dass sie es ermöglicht, zuerst mit dem Hinter Platz zunehmen, um dann anschließend die Beine nachziehen zu können; erleichtert das doch ungemein das Ein- und Aussteigen in kritischen Situationen (=> Brandung, Kenterung).
Der Süllrand ist so zu gestalten, dass er das Schließen der Spritzdecke nicht erschwert, dabei aber trotzdem ein wasserdichtes Verschließen ermöglicht.

Material:
SaU-Empfehlung:
„GFK-Standardlayup“;
„muss: ausreichende Festigkeit für Start und Landung an Sand und Felsstränden“.
Ergänzung U.B.:
• PE kann ebenfalls als eine empfehlenswerte Materialvariante angesehen werden.
• abzuraten von „lippenlosen“ Schottwänden, die lediglich mit Silikonkleber festgeglebt werden.

Trimmhilfe:
SaU-Empfehlung:
„versenkbares Skeg“;
“verstellbarer Sitz“;
„auch möglich: versenkbares Trimmruder“;
„abzuraten: angehängtes Trimmruder“.
Ergänzung U.B.:
abzuraten: Steueranlage mit nicht auf das Achterdeck umklappbares Steuerblatt, da es nicht brandungstüchtig ist!

Orientierung:
SaU-Empfehlung:
„Ein- oder Aufbau-(Magnet)-kompass vor der vorderen Luke montiert“;
„abzuraten: … Kompass vor dem Süllrand“.
Ergänzung U.B.:
Ein Handkompass mit nur drehbarer Kompassnadel ersetzt keinen auf Deck montierten Kompass mit magnetisierter Kompassrose.

Cockpit lenzen:
SaU-Empfehlung:
„Schwamm plus mobile Hand- oder eingebaute mechanische Pumpe“;
• „auch möglich: elektrische Pumpe“,
„abzuraten: Jeder Pumpeneinbau, der den Ein- oder Ausstieg behindert.“
Ergänzung U.B.:
Die eingebaute mechanische Handlenzpumpe sollte oberste Priorität gegenüber der bei Rauwasserbedingungen kaum handhabbaren tragbaren Handlenzpumpe haben.
• Wegen der Korrosionsanfälligkeit ist von elektrischen Pumpen abzuraten, sofern der Kanute nicht in der Lage ist, sie selber zu reparieren.

So weit, so gut! Wie gesagt, die „fett“ gesetzten Ausrüstungsteile zählen zu den Basics eines Seekajaks, mit dem Küstentouren unternommen werden. Weniger genügt auch, insbesondere dann wenn keine anspruchsvollen Küstentouren unternommen werden, also bei Gewässerschwierigkeiten gepaddelt wird, die als „unschwierig“ anzusehen sind (=> max. 3 Bft. Wind, keine Dünung, keine Kreuzseen, keine Stromkabbelung). Aber: Auf je mehr dieser Ausrüstungssteile verzichtet wird, desto mehr steigt jedoch das Risiko an, insbesondere dann wenn der Kanute selber nicht genügend seetüchtig ist!

„DKV-Standard“

[www.kanu.de] >S.15 bzw. S.61

Vom DKV wird z.Zt. ein solcher Standard für Seekajaks (sog. „Tourer“) nicht propagiert. Er fand sich aber bis zum letzten Jahr wieder in den Ausrüstungsbedingungen für EPP 3 und 4 (Küste), die Folgendes für Seekajaks vorsahen, z.B.:

„doppelte Abschottung, Lenzpumpe (fest installiert, notfalls lose), Fuß-/Hüft-/Schenkelhalt, festsitzende Spritzdecke, Kompass, Kartendeck, Paddelsicherungsleine, Rettungshalteleine, (Toggle)“.

Diese Bedingungen sind nun im letzten Jahr überarbeitet/aktualisiert worden und genau auf diese Bedingungen verweist Lars-Bn in seinem Post vom 16.1.18 zum Thread: „Neues Boot: DKV- wie SaU gerecht“ und stellt sie neben der „SaU-Empfehlung“ als „DKV-Empfehlung (für seine Ausbildung EPP 3 und 4)“ vor. Wiederzufinden sind diese Empfehlungen im obigen DKV-Link unter:

III. Küste (EPP Stufe 4) > C. Kenntnisse und Fertigkeiten > C.1. Ausrüstung

wobei unterschieden wird in „Ziel“, „Bestandteile“, „Qualität“ und „Prüfungshinweis“.

Im Unterpunkt „Ziel“ wird quasi das „Lernziel“ vorgegeben: „Der Kandidat kann die Ausrüstung so wählen, zusammenstellen und beurteilen, dass sie die Anforderungen einer Küstenfahrt erfüllen und die Sicherheit für sich und die Fahrtteilnehmer gewährleistet.“

Und im Unterpunkt „Bestandteil“ wird etwas zur Ausrüstung eines (See)Kajaks gesagt, wobei kein Unterschied gemacht wird, ob das Kajak im „tidenunabhängigen Küstenbereich (z.B. Ostsee)“ (=> EPP 3 (Küste)) oder im „tidenabhängigen Küstenbereich im Wattenmeer (z.B. Nordsee) (=> EPP 4 (Küste) eingesetzt wird. Abgesehen davon wird auch im Rahmen von EPP 4 (Touring), welcher für das Paddeln auf „Binnengewässer, Kleinfluss, Strom oder Seengebiete“ (bei max. 5 Bft. Wind und über 5 km/h Strömung) konzipiert wurde, praktisch die identische Bootsausstattung verlangt:

1. „Einer-Kajak“ (=> „geschottet/unsinkbar“ wird nur bei EPP 4 (Touring) gefordert !?),
2. „Keyholeluke“ (=> wird bei EPP 4 (Touring) nicht gefordert!),
3. „Clean Cockpit/Deck“ (=> wird bei EPP 4 (Touring) nicht gefordert!)
4. „Rundumleine,
5. „Toggles“,
6. „Lenzsystem“,
7. „Paddel“,
8. „Ersatzpaddel“

So weit, so gut? Diese Aufzählung von 8 Punkten, von denen der Punkt 1. noch nicht einmal festlegt, dass es sich um ein Seekajak handeln sollte, und nur die Punkte 2., 4., 5. u. 6. etwas mit der Ausrüstung eines Kajaks zu tun haben, ja eine solche Aufzählung kann weder als Ausrüstungs-Standard bzw. -Norm angesehen werden, noch taugt sie als Ausrüstungsempfehlung. Sie ist höchstens als Produkt eines didaktischen Prinzips anzusehen, dass durch bewusstes Weglassen bei „Leser/Schüler“ Protest provozieren soll, der schließlich zu einer vollständigen Aufzählung von Ausrüstungsteilen führt, die ein „küstentourentüchtiges“ Seekajak auszeichnet. Aber warum werden dann gleich im Anschluss daran bei der Aufzählung der Ausrüstungsteile, die ein Paddler mitführen sollte, dieses „didaktische Prinzip“ nicht mehr angewandt? Zumindest erfolgt hier die Aufzählung nahezu bis in alle nur möglichen Einzelteile:

„Paddelkleidung (dress for water not for air), Spritzdecke, Schwimmweste / evtl. Helm, Schleppleine; ggf. Contact-Tow, Messer, Triller-Pfeife, See-Notsignal (UKW-Handfunkgerät (DSC empfohlen); Mobiltelefon, ggf. Signalmittel; Ersatzkleidung, Essen und Trinken, erweitertes Reparatur-Kit (zur Reparatur von Löchern im Boot), erweitertes Erste-Hilfe-Kit (Verbandszeug, sterile Handschuhe, etc.), Kälteschutz, Biwacksack oder Notplane, Hilfsmittel Bootstransport (z.B. Gurte und Bootswagen); … Kleidung / Regenzeug / Stormcag, Stormshelter, (weitere) Tragegurte, Riegel bei „Unterzuckerung“ von Paddlern.“??

Nein, hinter solch einer knappen Aufzählung von Ausrüstungsteilen, die ein Seekajak ausmachen, mit dem wir Küstentouren unternehmen wollen, stecken keine pädagogischen Absichten. Aber was sonst? Nun, vielleicht will man die alten Seebären & Globusnadel-Träger unter uns, die seit Jahrzehnten mit noch unabgeschotteten Kajaks erfolgreich unterwegs sind, nicht verschrecken. Gegebenenfalls möchte man auch nicht die im harten Wettbewerb stehenden Seekajakproduzenten mit Sonderwünschen “belästigen“? Möge doch jeder Kanute selber sein Seekajak „mit wenigen Handgriffen nach seinen eigenen Vorstellungen individualisieren.“ (Zitat: Lars-Bn) Also machen wir ruhig weiter so wie im letzten Jahrtausend. Wir kaufen am besten im Winter unser Seekajak, um genügend Zeit zu haben, es bis Saisonbeginn endlich fit fürs Meer zu machen!

Gruß aus Hamburg: Udo Beier

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