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Bootsgassen auf der unteren Ruhr mit dem dänischen Touring-K1 (9 Antworten)

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Hallöchen liebe Sportkameraden,

vor einiger Zeit erkundigte ich mich u. a. hier im SKF nach der Möglichkeit die Bootsgassen der unteren Ruhr mit dem 51er Touring-K1 zu befahren.

Mehrfache Meinungen, die jedoch allesamt auf Vermutungen basierten, dass eine Befahrung mit diesem Bootstyp aufgrund der Steuerflosse nicht möglich sei, hielten mich bisher davon ab.

Nachdem ich erst vor Kurzem einen rustikalen in Diolen-Laminat gefertigten Dänen (Fix-Fax SL) aus den 80ern von meinem Freund übernommen habe entschloss ich mich gestern Vormittag es einfach mal mit diesem Boot "zu riskieren".

Gesagt, getan, am Vormittag den alten Dänen aus unserem Vereinshaus bei RAWA Essen geholt, im Anschluss unsere Slalomtrainingsstrecke in Steele abgebaut, ging es weiter nach Hattingen, von wo aus ich bei Ruhrkilometer 57,0 am Campingplatz Ruhrbrücke unmittelbar oberhalb der ersten von vier folgenden Bootsgassen startete.

Vorweg, es wurde bei den gestern angenehmen, windfreien Temperaturen eine von einigen Highlights begleitete tolle Spontantour.

Wobei gerade die ersten Kilometern richtig spannend im Touring-K1 sind, da das Fahren hier in mehreren aufeinander folgenden kleinen Schwallstrecken mit diesem Bootstyp bei mir gleich ein paar mehr Pulsschläge hervorruft. :)

Den Anfang macht 100m nach dem Start in Hattingen gleich die erste und mit dem alten Dänen heftigste Bootsgasse.

Wobei mich unmittelbar vor der Einfahrt noch ein durchtrainiert wirkender Wildwasserfahrer in Vollausrüstung ansprach: "Was hast Du denn mit einem solchen alten Kahn vor - Du willst damit doch wohl nicht hier fahren" ... :8

Ich antworte ihm ganz unbedarft, es einfach mal zu versuchen.

In Verbindung mit dem aktuell niedrigen Pegel bauen sich im Verlauf dieser schnellfliessenden Bootsgasse ordentliche Wellen auf, die mir gleich zu Beginn erstmal eine Volldusche bescherten. Auch da dieses Boot einen relativ flachen Bug hat.

In weiser Voraussicht hatte ich jedoch trotz der warmen Temparaturen die Spritzdecke aufgezogen.

Meine Sorge evtl. doch mit der Steuerfinne aufzusetzen bestätigte sich nicht, wobei es gegenüber meinen ansonsten primär benutzten Slalom-K1 tatsächlich richtig spannend war den 5,20 längen Dänen möglichst mittig in der Bootsgasse zu halten. Womit ich mit offenen Worten gedanklich mehr beschäftigt war, als an die Steuerfinne zu denken.

Im Auslauf der Bootsgasse fuhr ich an weiteren Wildwasserfahrern vorbei, die hier übten, und passierte auf den folgenden Kilometern mehrere kleine Schwallstücke.

Der alte Däne lief gut, und es war ein richtig gutes Gefühl.

Dabei erforderten die unterschiedlichen Strömungsverhältnisse aber auch eine erhöhte Konzentration, denn unkippbar ist so ein 51er Boot trotz guter Stabiliät ja dann doch nicht.

Bei KM 53,8 folgte der Isenberg Schwall, durch den es rechtsseitig, auf dem Übergang zwischen Strömungszunge und Kehrwasser mit kräftigen Schlägen, ohne Probleme flott hindurch ging.

Ab hier wird die Ruhr ganz ruhig, und man fährt auf nahezu stehendem Gewässer jeweils auf die folgenden drei Wehranlagen mit ihren Bootsgassen zu.

Bei KM 49,7 folgt als Zweite die Bootsgasse Dahlhausen.

Mit dem geringsten Höhenunterschied, dem flachsten Neigungswinkel, und ihrer großzügigen Breite ist sie meines Erachtens nach die angenehmste/einfachste auf dieser Strecke.

Weiter geht es in Richtung Steele-Horst, wo bei KM 47,4 die aus meiner Sicht - insbesondere mit diesem Boot - "heftigste" Bootsgasse ansteht.

Mit Beginn der Ampelgrünphase fuhr ich in sie ein. Uiuiuihhhh, hier geht es ganz schön flott hinunter.

Wobei es gleich zweierlei Gründe gibt, dass sich mein Puls tatsächlich noch ein wenig weiter erhöht.

Es entwickeln sich zwar keine hohen Wellen wie in Hattingen, dafür jedoch beidseitig V-förmiger Wasserdruck, der das flache Deck gleich mehrmals packte. Das Halten der mittigen Linie fiel dadurch gar nicht leicht.

Dazu kommt die geringe Breite dieser Bootsgasse, die keinen Wechsel der Paddelseite für Korrektur-/Steuerschläge zulässt.

Beim ersten Versuch schrabbte mein Paddel ein wenig am Beton entlang, was ein sehr unschönes Geräusch erzeugte.

Carbon auf Beton klingt einfach grausam in den Ohren ... :(

Der Auslauf ist dann auch nicht ohne, denn innerhalb der Bootsgasse bekommt man tatsächlich einiges an Speed drauf. Unten angekommen schießt man sprichwörtlich ins fast stehende/sehr langsam abfliessende Wasser.

Ein cooles Gefühl, aber nur wenn man wirklich mittig geradeaus fährt. Ansonsten heißt es wahrscheinlich aua Bootsspitze, denn rechts und links warten die unnachgiebigen Spuntwände.

Tief durchschnaufen und weiter gehts.

Es folgen weitere schöne Kilometer auf der nun wieder etwas schmaler werdenden Ruhr, bis bei KM 43,0 bereits die letzte der auf dieser Tour befindlichen Bootsgassen in Steele ansteht.

Diese fällt gefühlt wieder etwas flacher dafür länger aus, und macht wie die Bootsgasse in Dahlhausen einfach richtig Spaß.

Die Breite passt, und auch der Auslauf im Unterwasser ist wesentlich freundlicher.

Nach weiteren 6,6km erreiche ich mit dem TVK 1877 Essen meinen Kindheitsverein.

Nach den bis hier gut 20km zippen meine Sitzknochen nun spürbar, und ich muss auch mal kurz wohin.

Ein Fehler wie sich unmittelbar im Anschluss herausstellt.

So angenehm dass Aussteigen und sich kurz an Land bewegen anfühlt, so schmerzhaft zeigt sich das Wiedereinsteigen-/hinsetzen, denn beide Sitzknochen zippen doch arg.

Die verbleibenden 6,6km ging es über unseren, aktuell insbesondere auf der von mir befahrenen flachen linken Seite, vollkommen von Grünzeug "verseuchten" See Richtung RAWA Essen.

Langsam aber sicher werden auch die Arme und die Rücken- und Schultermuskulatur schwerer/schwächer.

An unserem Vereinsgelände bei KM 30,0 angekommen ist diese tolle Spontantour mit dem alten Dänen dann nach 2:18 Std. beendet.

Mein Resümee dieser hier ebenso spontan etwas ausführlicher beschriebenen Fahrt:

Die vier zwischen Hattingen und Steele gelegenen Bootsgassen sind von der Wassertiefe her allesamt mit einem mit Unterflursteuer ausgestatteten Touring-K1 fahrbar.

Als einfach mal so möchte ich die Befahrungen mit diesem Bootstyp jedoch ehrlicherweise nicht beschreiben.

Eine entsprechende Portion Bootskontrolle sollte hierbei definitiv vorausgesetzt werden.


VG an alle SKFler/innen
v. alten Franky

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